Die in 2019 eröffneten »Fledermausbunker Hohenlockstedt« in der Försterei Schierenwald der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten sind ein voller Erfolg als bedeutsames Winterquartier für Fledermäuse. Das hat die aktuelle Winterkontrolle erneut bestätigt. »Während es in 2019 insgesamt gerade einmal 34 Fledermaus-Individuen waren, die hier überwinterten, so konnten wir jetzt 1259 Fledermaus-Individuen zählen«, freut sich Dr. Katharina Mausolf, Ökologin und Naturschutzexpertin bei den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, über das hervorragende Ergebnis des Monitorings. Grundstein für diesen Erfolg im Artenschutz ist die gute Zusammenarbeit zwischen der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Steinburg, den Fledermausexperten des Landes und den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Durch das gemeinsame Engagement für den Artenschutz findet so das ehemalige Munitionslager bei Hohenlockstedt seine ganz neue Bestimmung.
Darüber hinaus haben sich in den letzten Jahren neben den Arten Zwergfledermaus und Braunes Langohr, die seit 2019 die Mehrheit der Wintergäste stellen, nun auch die Arten Fransenfledermaus, Wasserfledermaus und seit 2024 sogar die Breitflügelfledermaus eingefunden. Diese hatte Matthias Göttsche vom Fledermausmonitoring der Faunistisch- Ökologischen Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein während der vergangenen Zählungen festgestellt. »Wir haben erwartet, dass die »Fledermausbunker Hohenlockstedt« ein wichtiges Winterquartier im Westen von Schleswig-Holstein werden, als wir die Anlage in Betrieb genommen haben. Dass der Erfolg sich so bald einstellt, damit haben selbst wir nicht gerechnet. Die Erkenntnisse aus Hohenlockstedt liefern wichtige Hinweise für mögliche weitere Schutzmaßnahmen an anderen Orten in Schleswig-Holstein«, sagt Göttsche, der als ausgewiesener Fledermausexperte für Schleswig-Holstein gilt und mit den Experten der Landesforsten das Monitoring seit 2019 in den »Fledermausbunkern Hohenlockstedt« durchführt.
Damit die Tiere im Winterschlaf nicht unnötig lange gestört werden und überlebenswichtige Energie verlieren, erfolgt die Kontrolle durch das offizielle Monitoring nur einmal jährlich. Die unterschiedlichen Fledermausarten haben sehr unterschiedliche Ansprüche an ihre Winterquartiere. Die beiden größten Bunker der Gesamtanlage wurden insbesondere als Quartiere für Zwergfledermäuse eingerichtet. Diese Art bevorzugt trockene Winterquartiere in denen es viele Spaltenverstecke gibt. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wurden im August 2024 nach den Vorgaben von Matthias Göttsche zahlreiche weitere Spaltenverstecke in einem der größeren Bunker angebracht. Während die Eignung eines kalten, frostfreien aber trockenen Versteckes als Winterquartier logisch erscheint, gibt es auch Fledermausarten die feuchte bis nasse Quartiere für die Überwinterung bevorzugen. Dazu gehören z.B. Fransenfledermäuse, Wasserfledermäuse oder Braune Langohren. Eine hohe Luftfeuchtigkeit ist für diese Arten wichtig, damit die Fledermäuse während ihres Winterschlafes nicht austrocknen. Um in einem Teil der Bunker in Hohenlockstedt dieses besondere Raumklima herzustellen, wird gezielt Regenwasser von den Dächern ins Innere der Bunker eingeleitet. Die Abdichtung der teilweise leicht porösen Böden mit Dichtschlämme verhindert den schnellen Abfluss des eingeleiteten Regenwassers. »Durch die klimatisch unterschiedlich eingerichteten Bunker von nass über feucht bis trocken konnten bisher in den jährlichen Zählungen fünf überwinternde Arten nachgewiesen werden«, fasst Dr. Mausolf das erfreuliche Ergebnis der Umbaumaßnahmen zusammen.
Der fortlaufende Umbau der ehemaligen Munitionsbunker zu Fledermauswinterquartieren fand seinen Anstoß in einer sogenannten vorgezogenen funktionssichernden Maßnahme (CEF-Maßnahme), welche im Zuge des Abrisses einer Betonhalle im weiteren Umkreis notwendig wurde. Die Betonhalle war bis zu ihrem Abriss ein bedeutendes Überwinterungsquartier für Zwergfledermäuse. Im Zuge des Genehmigungsverfahrens wurde schnell klar, dass ein mindestens gleichwertiger Ersatz mit dem Umbau der Bunkeranlagen in Hohenlockstedt entstehen kann. So fiel der Startschuss für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Steinburg, dem Fledermausexperten Matthias Göttsche und den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Realisiert wurde das Projekt durch die finanzielle Förderung der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Steinburg. Die Landesforsten stellten das Grundstück und übernahmen die gesamte Organisation der Baumaßnahmen. Matthias Göttsche stellte und stellt weiterhin sein umfangreiches Fachwissen zu den Bedürfnissen der Fledermäuse für die Planungen der Umbaumaßnahmen zur Verfügung. Ende August 2024 konnten so kurz vor Beginn der Überwinterungssaison weitere Optimierungsmaßnahmen an drei Bunkeranlagen umgesetzt werden. Mit knapp 17.000 € förderte der Kreis Steinburg Maßnahmen zur optimalen Einrichtung der Bunker. Die Arbeiten wurden durch die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten durchgeführt.